Es gehört zu den grossen Mysterien der Gegenwart, dass Geld nicht mehr als ein bilanzielles Verhältnis ist. Genauer: eine Forderung auf der Aktivseite des Gläubigers, der eine Verbindlichkeit auf der Passivseite des Schuldners gegenübersteht. Geld ist ein janusköpfiges Gebilde, bilanzielle Forderung und Verbindlichkeit zugleich, die sich gegenseitig aufheben. Wann immer man an Geld denkt, ist die Forderung des einen und die Verbindlichkeit des anderen bereits mitgedacht. Man nennt diese Art von Geld: Kreditgeld.
Der erste fundamentale Satz, der aus dem Geld als Kreditgeld folgt, lautet: dass die Öffnung eines Geldkontrakts das Entstehen eines Kreditverhältnisses ist. Und umgekehrt: das Schliessen des Kontrakts die Bedienung eben dieser Schuld. Kontrakteröffnung heisst Bilanzverlängerung und Kontraktschliessung Bilanzverkürzung. Der Gläubiger, die Geschäftsbank, bucht das Geld passiv (Buchgeld) und die Forderung aktiv. Und der Schuldner das Buchgeld aktiv und die Forderung passiv. Hokuspokus: es werde Geld!
Dass Geld aus dem Nichts, durch blosse Bilanzverlängerung der Geschäftsbanken und der Notenbank entsteht, ist heute ein Allgemeinplatz. Nicht aber der zweite grundlegende Satz, der aus dem Geld als Kreditgeld folgt: Dass sich alle Forderungen und Verbindlichkeiten im geschlossenen Raum auf Null summieren. Für ein Gemeinwesen nur aus Privaten und ohne Staat und Ausland heisst das, dass die Forderungen der einen den Verbindlichkeiten der anderen entsprechen und aufsummiert gleich Null sind.
Daraus folgt der dritte Satz: Dass ein Überhang an privaten Forderungen („Outside-Money“) nur möglich ist, wenn der Staat oder das Ausland einen Überhang an Verbindlichkeiten haben. Wer Geldakkumulation sagt, meint also immer: Vermehrung der Geldmenge, was heisst: simultane Vermehrung von Forderungen und Verbindlichkeiten. Wer aber von privatem Reichtum spricht, soll sagen: Verschuldung des Auslands oder des Staats. Eine Reichtumsbildung innerhalb des Privatsektors ist ein Widerspruch in sich.
Nun gut. Was lässt sich in einer ersten Annäherung sagen? Traue niemals jenen, die von Verschuldung sprechen und die Forderungen vergessen! Wenn einer von Staatsschuld spricht, sei Dir bewusst, dass er privaten Reichtum meint. Traue nie jemandem, der die Staatsschuld schrumpfen sehen will! Pass`auf bei dem Wort der „Verkleinerung der Bankbilanzen“, denn es besagt nichts anderes: als dass Deine Guthaben vernichtet werden sollen. Nur ein Schelm glaubt, dass mit „jenen“ heute nicht schon längst „alle“ gemeint sind.